Der Olymp der Blasmusik

- Musikcorps Großen Linden erreicht Gold -

Teilnahme am "World Music Contest 2022" in Kerkrade (NL)

(Foto: Britta Arnold)
(Foto: Britta Arnold)

Der World Music Contest (WMC) wird auch als die „Olympischen Spiele für Blasorchester,  Fanfarenzüge und Show- & Marchingbands“ bezeichnet. Musikformationen aus aller Welt kamen vom 07. bis zum 31. Juli nach Kerkrade in den Niederlanden, um dort in unterschiedlichen Wettstreiten gegeneinander anzutreten und ihre beste Seite zu zeigen. 

Dieses Jahr waren rund 20.000 Musiker und 300.000 Besucher bei diesem außergewöhnlichen Blasmusikfestival zu Gast. Das Musikcorps der FF Großen-Linden steuerte hierzu 48 Musiker*innen und über 200 Fans bei.

 

Der Weg dorthin war allerdings nicht gerade leicht. Drei Jahre, mit einigen coronabedingten Unterbrechungen, wurde die neue Show „Circus - Be a Showman!“ einstudiert. Zunächst Musik und Showchoreografie separat, dann beides gleichzeitig. Dabei die Musikerinnen und Musiker bei Laune zu halten, wenn man in einer Probe nur wenige Takte in Dauerschleife probt, ist nicht immer einfach gewesen. Waren doch bei dieser Meisterschaft 17 neue Musikerinnen und Musiker für das Musikcorps mit dabei, die zum ersten Mal den "Heiligen Rasen" des Parkstad Limburg Stadions in Kerkrade betraten.

 

Am Ende der langjährigen Probezeit konnte das Musikcorps am 16. Juli in Linden auf dem Großen-Lindener Sportplatz erstmals die neu Show "Circus“ dem Publikum präsentieren. Am darauffolgenden Wochenende waren die Musiker zusätzlich beim „Festival der Musik“ auf dem Sportplatz in Ufhausen zu Gast. Dies war, vor allem für die vielen neuen Musiker, eine gute Gelegenheit Nervosität abzubauen und Routine zu gewinnen.

In der letzten Woche vor dem großen Auftritt in Holland standen zusätzlich vier Proben an: Die normalen Proben auf dem Kunstrasenplatz in Linden am Montag und Donnerstag, vor der Abreise am Samstag morgen und eine letzte Probe am Sonntagvormittag in den Niederlanden. 

 

Zur Mittagszeit fuhr man am Samstag, den 30. Juli mit von „Extern Office“ gesponserten fantastischen Lunchpaketen, im Reisebus vom Vereinsheim in Linden nach Kerkrade. Natürlich ließen es sich die Kameraden der Einsatzabteilung der Feuerwehr Großen-Linden nicht nehmen, die Musiker und das Begleitteam mit einer Fahrzeugparade unter Blaulicht und Martinshorn zu verabschieden. Nach einer vierstündigen Fahrt kam man am Stadion in Kerkrade an und konnte noch ein paar Showauftritte und Marschparaden der internationalen Konkurrenz ansehen. Nach dem Bezug der Zimmer im nahe gelegenen Aachen ging es zum Abschluss des Tages noch ins dortige Aachener Brauhaus zum Abendessen. Frühzeitig ging es ins Bett, denn am Sonntag war der große Auftritt des Musikcorps.

(Foto: WMC)
(Foto: WMC)

Am frühen Morgen ging es am Sonntag zu einem nahegelegenen Sportplatz in der Nähe von Kerkrade. Hier wurde die Show zum letzten Mal vor dem Auftritt im Stadion durchgelaufen. Natürlich hatte auch hier der Musikalische Leiter Alexander Mehl noch letzte Anmerkungen, um eine noch bessere Leistung zu erreichen. Das erste T-Shirt des Tages war vollgeschwitzt…

 

Anschließend ging es zum Parkstad Limburg Stadion. Normalerweise spielt hier der Club „Roda Kerkrade“ Fußball. In diesem Sommer bestimmte aber das Marsch- & Showgeschäft das Geschehen. Das rund 20.000 Zuschauer fassende Stadion war gut besucht und bereit die Musiker zu empfangen. 

Nach dem Eintreffen am Stadion wurde direkt die Uniform angelegt und die Musikinstrumente bereit gemacht. Nach dem Warmspielen ging es zum Musikereingang des Stadions. Hier stieg die Aufregung bei allen Musikern nochmals stark an. Minuten kamen einem vor wie Stunden, beim Warten bis die vorherige Gruppe fertig ist. Das „Orkiestra Grandioso Radom“ aus Polen war vor den Lindener  Musikbotschaftern an der Reihe. Während deren Showperformance wurden die Musikerinnen und Musiker schon zum Aufstellungsplatz am Rande des Rasens geleitet. Hier konnte man die vollen Ränge bestaunen und die Anspannung stieg noch weiter. Im Internet konnte das Musikcorps über einen Livestream bei seinem Auftritt verfolgt werden. Nachdem der Platz frei war erfolgte mit lauten Rufen der eigentliche Aufmarsch auf die Mitte des Feldes. "The Greatest Show" aus dem gleichnamigen Film wurde hierfür ausgewählt.

 

Nachdem der Start-Aufstellungsplatz in der Feldmitte erreicht war, die Musiker sprechen intern bei dieser Aufstellung vom kleinen Zirkuszelt, erfolgte die Vorstellung durch den Stadionsprecher. Ein letztes Mal Gelegenheit für die Musiker tief durchzuatmen.

 

Dann begann endlich die eigentliche Show. Passend zu Musiktiteln wie „Einzug der Gladiatoren“, „Salto Mortale“, „Officer Krupke“ aus „West Side Story“,  dem Pferde-Western „Magnificent 7“, dem „Colonel Hathi’s March“ aus dem Dschungelbuch, Harry Potters „Hedwigs Theme“, „It’s a kind of Magic“ von Queen, „Zirkus Renz“, „Send in the Clowns“ und „There’s no Business like Showbusiness“ liefen die Musiker die einstudierte Wege und Punkte ab. Hierbei wurden unter anderem ein Revue-Ballette, Elefanten, ein Pferdekarussell, ein großes Zirkuszelt, ein Kartentrick und akrobatische Kunststücke vorgeführt.

 

(Foto: Britta Arnold)
(Foto: Britta Arnold)

 Es verging die Zeit wie im Fluge. Jeder Aktive war mit musizieren, vorwärts, rückwärts seitwärts und schräg laufen, verschiedenen Schrittfolgen und Geschwindigkeiten und dem Erreichen neuer Positionen auf dem Feld so beschäftigt, dass für den Zwischenapplaus und die wahnsinnige Atmosphäre im Stadion kaum Zeit blieb. Nach circa 11 Minuten war das Ende der Show erreicht. Die Musiker rangen nach Luft. Das nächste T-Shirt unter der Uniform war mittlerweile komplett durchnässt, aber der Applaus konnte jetzt kurz genossen werden. Schon zählte Stabführer Alexander Mehl wieder zum Ausmarsch an. Hierbei wurde als Hommage an den Sieg des Weltmeistertitels von 1974 "Marines Hymne Fantasy" gespielt.

 

Nach dem Auftritt ging das Warten bis zum Finale los. Die Punktevergabe für die Darbietung durch das international besetzte Wertungsgericht stand noch aus. In der Wartezeit konnte man noch einige andere Topbands aus dem Show- und Marchingbereich anschauen.

Leider kam es zwischendurch zu einem Brand in einem am Stadion angrenzenden Hotel, sodass die Veranstaltung unterbrochen, und das Stadion teilweise evakuiert werden musste. Glücklicherweise gaben die Feuerwehrkräfte nach dem Löschen des Brandes grünes Licht und die Veranstaltung konnte mit etwas Verzögerung fortgesetzt werden.

Dadurch verspätet, fand dann die Siegerehrung als großes Finale statt. Alle Musikgruppen des Tages nahmen dazu im Stadion Aufstellung.

 

„Show Contest - World Divison“; in dieser Klasse war das Musikcorps angetreten, wurde vom Stadionsprecher aufgerufen. Beginnend vom letzten Platz wurden aufsteigend die entsprechenden Bands mit Punktzahlen vorgelesen. 

Mit 84,44 Punkte, einen halben Punkt nur hinter der Band aus Polen und ca. vier Punkte mehr als noch im Jahr 2017, belegte man schließlich den 5. Platz. Das bedeute bei dieser Punktzahl den Gewinn einer Goldmedaille. Die Musiker lagen sich in den Armen und beglückwünschten sich gegenseitig - das dritte T-Shirt war nun durchgeschwitzt. Das Ziel bester deutscher Teilnehmer im Showwettbewerb zu werden wurde erreicht. Die angetretene Konkurrenz aus Strausberg, Potsdam und Husum konnte geschlagen werden. Den ersten Platz in der „Championship Division Show“, und somit Weltmeister in der Kategorie Show, wurde die „Nishihara High School Marchingband“ aus Japan. Im Marschcontest konnte, nach zuletzt im Jahre 2009, die christliche Musikvereinigung „Door Vriendschap Sterk“ DVS aus Katwijk (Niederlande) den Titel holen. Auch in der Disziplin „Marschparade“ konnte mit der „Show- and Drumfanfare Advendo Sneek“ ein holländischer Verein den Titel nach Hause bringen. 

 

Mit dem vierten frisch angezogenen T-Shirt an diesem Tag konnte vor Ort noch etwas gefeiert werden, bevor der Bus Richtung Linden aufbrechen musste. Manche Musiker waren so erschöpft, dass sie zügig einschliefen. Andere feierten nach der Ankunft in Linden den Erfolg ausgelassen im heimischen Vereinsheim weiter. Insidern zufolge soll es schon wieder hell gewesen sein, als die letzten Getränke gereicht wurden.

 

Nun steht für die Musikerinnen und Musiker der Marsch- & Showband erst einmal Sommerpause bis zum 21. August 2022 auf dem Plan, und die Anwohner rund um den Lindener Kunstrasenplatz können die vorübergehende Stille etwas genießen.

(Bericht gefertigt von unserem Andi)

Fotos: Britta Arnold (sofern nicht anders gekennzeichnet)